Ich konnte mich kürzlich mit einem portugiesischen Spieleentwickler unterhalten, dessen neustes Projekt Almirante aktuell auf startnext finanziert wird. Warum das Team gerade die deutsche Crowdfundingkampagne gewählt hat, weshalb sie Schwarmfinanzierung grundsätzlich positiv gegenüber stehen und wie es von der Idee zum Spiel kam, das könnt Ihr in folgendem Interview nachlesen.
Mit Almirante geht ein Projekt bei startnext an den Start, das bereits in Portugal veröffentlicht wurde. Für die Leser unter uns, die das Spiel noch nicht kennen: Um was geht es in Almirante und warum sollte man das Projekt unterstützen?
In Almirante geht es vom Thema her um einen Wettkampf über die Herrschaft der Meere des XVI Jahrhunderts. Zwei bis sechs Admiräle kämpfen mit ihren Armadas sowohl um Fischgründe und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, als auch um das Zentrum der Meere, und das alles mit dem Geschmack von Epos und portugiesischer Geschichte. Von der Mechanik her geht es um ein spannendes Strategiespiel ohne Zufallselemente, das sich durch die Götterkarten sehr oft ganz umdreht. Um zu gewinnen, muss man in die Spielmitte fahren, wodurch man seine Einkommensquelle, die Fischgründe, oft ungeschützt zurücklässt und leicht angreifbar wird. Vom Spielerlebnis her geht es um viel verhandeln und verbünden, manchmal vertrauen, manchmal betrügen, auf jeden Fall aber viel reden, lachen und eine gute Zeit mit Freunden verbringen. Man sollte uns unterstützen, wenn man vor allem diesen letzten Punkt wertschätzt, weil es im Endeffekt beim Spielen darum geht.
Joao, Du bist der Designer von Almirante. Erzähle uns etwas über die Entstehungsgeschichte des Spiels. Wie war der Weg von der Idee, über die Erstveröffentlichung hin zur startnext-Kampagne?
Es war schon ein langer Weg. Alles hat angefangen, als ich und ein paar Freunde, damals noch in der Schule, immer wieder Spiele gespielt haben, und immer wieder nicht ganz zufrieden waren. Wir wollten ein Spiel, das so und so ist, und weil wir es nicht gefunden haben, haben wir es selber erfunden. Dann haben wir das Spiel über vier Jahre entwickelt (ich bin nicht der, sonder einer der Designer), uns immer wieder zum Testen getroffen und alles mit sehr viel Leidenschaft und Perfektionismus fertiggestellt. Irgendwann haben wir uns überlegt, dass wir unser Spiel eigentlich verkaufen könnten. Letztes Jahr haben wir eine kleine Auflage selbst finanziert und hergestellt, und zu Weinachten waren wir schon in vielen Geschäften in Portugal. Ich wohne aber seit einiger Zeit in Wien, wo ich einen anderen Spielerfinder und drei unternehmerische Freunden kennengelernt habe, die auch wollen, dass Almirante dieses Weinachten im deutschsprachigen Raum erhältlich sein wird. Und zu fünft, via Crowdfunding, machen wir das jetzt.
Wie bereits erwähnt, gab es bereits eine Erstveröffentlichung von Almirante in Portugal. Wieso der Weg einer Crowdfundingskampagne für eine Lokalisierung?
Wir hätten wahrscheinlich schon für die erste Auflage eine Crowdfunding Kampagne starten sollen, haben damals aber einfach nicht daran gedacht. Aber jetzt, und vor allem im deutschsprachigen Raum, wo Crowdfunding wächst und wächst, macht es für uns sehr viel Sinn.
Wieso ist die Entscheidung auf startnext gefallen? Gab es Überlegungen das Projekt in der Spieleschmiede oder der deutschen Kickstarterplattform zu veröffentlichen? Und wenn ja, was gab schlussendlich den Ausschlag?
Auf Startnext ist unsere Wahl gefallen, weil es die größte Crowdfundingplatform im deutschsprachigen Raum, relativ bekannt und einfach zu verwalten ist. Es gibt dort zwar einige, aber nicht extrem viele Spiele wie auf Kickstarter – wo man leicht untergeht. Außerdem gab es Kickstarter bis vor kurzem nicht speziell für den deutschen Markt und wir wollen unseren Hauptkundenstamm nicht in den USA haben, da die Versandkosten sonst sehr hoch wären (ca. 15 Euro pro Spiel). Die Spieleschmiede war für uns nicht die ideale Plattform, da wir mit Almirante auch Menschen neugierig machen möchten, die nicht explizit nach einem Spiel suchen, sondern verschiedene Projekte der Plattform durchsehen. Allerdings hat sich die Spieleschmiede mittlerweile zu einer tollen Möglichkeit entwickelt, ein Spiel bekannt zu machen - für das nächste Spiel werden wir darüber nachdenken!
Was denkst Du sind die Vor- und Nachteile von Crowdfunding im Allgemeinen? Wie stehst Du zur generellen Entwicklung, dass mehr und mehr Designer, aber auch Verlage ihr Glück in der Schwarmfinanzierung suchen?
Ich finde Crowdfunding super. Es gibt so vielen Menschen, die fantastische Ideen haben, die aber nie umgesetzt werden, weil fast jede Umsetzung so aufwendig und riskant ist. Ein großer Vorteil ist, dass man, ohne viel privates Geld im Voraus zu investieren, testen kann, ob es Menschen gibt, die die Idee gut finden. Durch diese relative Leichtigkeit können viel mehr Spiele veröffentlicht werden. Und die Leute haben nicht nur mehrere Spiele zur Auswahl, sondern können den ganzen Prozess verfolgen. Ich denke diese Spannung und Begeisterung für die Kampagnen ist auch ein positiver Teil dieser Entwicklung. Dafür gibt es den Nachteil, dass es so oft nur um die Show geht - für den Erfolg ist es wichtiger, dass die Kampagne gut ist, als dass das Spiel gut ist. Aber im Endeffekt ist Crowdfunding etwas Gutes für Spieler, Designer und kleinere Verlage, und ich hoffe, dass es noch mehr ein Teil unseres Alltags wird.
Irgendwelche Tipps für Designer, die sich gerade überlegen ihr Spielprojekt über Crowdfunding zu finanzieren? Was ist Deiner Meinung nach wichtig, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein?
Nicht aufgeben. Mehrere Tausende Euro zu sammeln ist nicht leicht, aber wenn du von deinem Spiel überzeugt bist, musst du dran bleiben. Außerdem finde ich es besser seine Idee in einem Team zu verwirklichen. Es ist dann nicht nur motivierender und lustiger, sondern das Projekt kann auch ein breiteres Netzwerk erreichen. Du brauchst viel Unterstützung, sowohl im Sinne von "Wen kennen wir jetzt, der sich mit Postproduktion auskennt?" als auch im Sinne von Spielern. Deine besten Freunde werden sich sicher ein Spiel vorbestellen, aber alle anderen musst du wirklich überzeugen. Es ist aber möglich, viele haben es schon geschafft. Die ersten Schritte kosten nichts und es gibt vieles im Internet, wo du Tipps finden kannst. Also gleich anfangen und nicht aufgeben – man kann wesentlich mehr gewinnen, als man verlieren kann - und egal wie die Kampagne ausgeht, eine interessante Erfahrung war es auf jeden Fall!