Als gebürtiger und wohnhafter "Frankfurter Bubb" bekommt man genau drei Dinge mit in die Wiege gelegt. Und zwar die Liebe zum Äppler, zur Eintracht und zu Hochhäusern. Kein Wunder also, dass mich wegen letzterem Sunrise City förmlich angesprungen hat. Denn hier geht es endlich mal so richtig in die Höhe. Das hat übrigens auch vor einiger Zeit mal ein anderer Titel gemacht. Dort haben wir mit Monstern diese schönen Häuser zerstört und unschuldige Bürger aufgefressen. Der Spielnamen darf aber mittlerweile nicht mehr genannt werden. Harry Potter Style schon fast irgendwie. Aber egal. Darum gehts ja auch garnicht, sondern um Sunrise City. Das ist auch nen Tick älter. Soll aber wohl in Kürze eine Lokalisierung auf Deutsch in der Spieleschmiede bekommen. Also watch out!
Um was geht es denn nun eigentlich in Sunrise City? Doch halt! Vorweg muss ich nochmal einen Satz zu den Komponenten sagen. Mein Gott, diese Box ist schwer. Und mit schwer meine ich richtig schwer! Denn die Gebäudestufen, welche wir Stück für Stück aufs Brett bringen, sind aus echt dicker und stabiler Pappe gemacht. Ein origineller Werbeslogan würde vermutlich sogar so weit gehen sie als "unkaputtbar" zu bezeichnen. Der Rest ist aber auch nicht ohne. Man kann also behaupten, dass die Komponenten schon irgendwie echt cool sind. Und mal angenommen das Spiel würde so garnichts taugen, könnte man die Packung samt Inhalt auch einfach fürs Heimtraining als Hantel missbrauchen.
Spielerisch haben wir es bei Sunrise City mit einem reinen Legespiel zu tun. Wir spielen in drei Runden um die meisten Sternchen. Thematisch gesehen sind wir also vermutlich mächtige Baugiganten, welche um den meisten Einfluss in der Stadt der aufsteigenden Sonne kämpfen. Während wir pro Runde eine gewisse Spezialkarte ins Spiel bringen, die wir uns zunächst möglichst clever gedrafted haben, versuchen wir Gebäudeplättchen möglichst siegpunktbringend unters Volk zu jubeln. Dabei sind die Farben wichtig. Hierbei geht es nicht nur darum Farbmuster auf dem sich stetig ändernden Stadtbild zu erkennen, sondern auch seinen Einfluss möglichst geschickt zu platzieren. Mit etwas Können kassiere ich nämlich auch kräftig im Zug meiner Konkurrenz ab. Dabei gilt: Je höher das Gebäude, desto ertragreicher auch die Siegpunkte. Schnell entsteht auch optisch das Bild einer Hochhausmetropole.
Doch manchmal ist weniger mehr. Während ich nämlich kräftig Siegpunkte durch das Platzieren meiner Gebäude sammle, geht es ab und zu auch einfach mal darum eine Punktladung zu bringen. Auf der Siegpunktleiste gibt es nämlich ab einer gewissen Anzahl spielentscheidende Sterne. Überquere ich diese Ziellinie, starte ich kwasi wieder ganz am Anfang und erhalte für meinen Teilerfolg einen Stern. Lande ich jedoch direkt auf Los, bekomme ich zwei Sterne. Das macht dann doch einen ganz entscheidenden Unterschied. Fast wie bei Monopoly und dem Los-Feld. Wer nach drei Runden die meisten Sterne gesammelt hat, gewinnt und freut sich.
Sunrise City ist ein Legespiel durch und durch. Wer schnell Farbmuster und Situationen auf dem Spielbrett erfasst, hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber Spielern wie.... sagen wir mir. Ich gebe es zu. Legespiele liegen mir einfach nicht. Während andere Spieler bereits die vermeintlich siegpunktreichste Position auf dem Brett längst erkannt haben, tüftle ich noch immer fieberhaft an meiner persönlichen Knobelaufgabe. Wenn man dann noch Probleme mit Farbgebungen hat und die teils fließenden Übergänge nur schwer erkennt, artet Sunrise City zu Arbeit und nicht zum Vergnügen aus. Das als rein subjektive Wahrnehmung.
Nun mal ganz objektiv: Sunrise City ist ein Legespiel der cleveren Art. Nicht nur, dass es auch optisch wunderschön daherkommt. Ich meine wer kann schon im Laufe des Spiels eine Stadt mit Hochhäusern langsam schmücken? Auch spielerisch wirkt Sunrise City rund. Die Mechanismen sind verblüffend einfach. Dennoch überzeugt in erster Linie der Siegpunktmechanismus. Schön, dass die Entwickler den simplen Schritt weitergegangen sind. Wie viele hätten es bei einfachen Siegpunkten belassen. Aber nein! Bei Sunrise City zählt durch die Einführung der Sterne das Timing. Wann baue ich vielleicht suboptimal, um dann eine Punktlandung zu erzielen und mir de facto eine doppelte Punktzahl zu genehmigen und wie baue ich diesen Schritt bestmöglich auf. Sunrise City arbeitet mit tollen Komponenten und einfachen Regeln, schafft es aber spielerisch ein ansprechendes Konzept zu liefern.
Erschienen bei Clever Mojo Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
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