Ein Notruf geht bei der "112" ein. Wir springen in unsere Feuerschutzkleidung, rutschen die Feuerstange zum Einsatzfahrzeug herunter und fahren mit Blaulicht zum Einsatzort. Ein Haus steht in Flammen. Über die Notrufzentrale erfahren wir, dass sich noch zahlreiche Personen im Gebäude befinden. Die Wasserschläuche werden angeschlossen, der Krankenwagen vorsorglich in Position gebracht und wir machen uns bereit die erste Wand einzuschlagen, als eine Explosion im Inneren des Hauses zu hören ist. Die Zeit drängt. Los geht´s.
Spielverlauf und Spielziel
In Flash Point übernehmen bis zu sechs Spieler in ca. 40-60 Minuten kooperativ die Rollen von Feuerwehrleuten und versuchen eine bestimmte Anzahl an Personen aus dem brennenden Gebäude zu retten. Sollten zu viele Personen den Flammen zum Opfer fallen oder das Gebäude einstürzen, verlieren die Spieler im Kollektiv.
Das Regelwerk bietet dabei grundsätzlich verschiedene Schwierigkeitsgrade, sodass zu Beginn des Spiels definiert werden kann, ob es denn schlussendlich wirklich ein "Flammendes Inferno" oder doch eher ein "Heißes Flämmchen" sein darf.
Hat man einmal die Anleitung vollständig durchgelesen, kann diese auch für wenige Rückfragen bei Seite gelegt werden, denn der gesamte Spielverlauf wird fortan über die mitgelieferten, sehr übersichtlichen Spielerhilfen beschrieben. Dieser stellt sich in Kurzform wie folgt dar: Retten, löschen, evakuieren, brennen. Die Anzahl der Aktionsmöglichkeiten der einzelnen Spieler sind dabei aber sehr vielfältig und die Verwendung der, pro Runde zustehenden, vier Aktionspunkte will gut überlegt sein. Lösche ich nun lieber das Feuer hier für zwei Aktionspunkte oder versuche ich zu dieser Personen durchzudringen für einen Aktionspunkt um sie dann für zwei Aktionspunkte aus dem Gebäude zu transportieren? Aber was passiert, wenn plötzlich eine Explosion den Weg versperrt?
Brenzlig wird es wortwörtlich bei Flash Point, wenn es an die Rettung der einzelnen Personen geht, denn zu Beginn ist unklar, ob es sich bei den Einsatzmarkern um Fehlalarme handelt oder ob tatsächlich Personen in Not sind. Das Vorgehen will sehr genau geplant sein. Gefahrenstoffe und einstürzende Wände erschweren das Spiel, Löschfahrzeuge und Spezialisten vereinfachen es.
Hat jeder Spieler seine Aktionspunkte verwendet oder sie für den kommenden Zug aufgespart, breitet sich das Feuer nach dem Zufallsprinzip aus. Es kommt dabei nach bestimmten Regeln zu Explosionen, Rauchentwicklung oder weiteren Brandherden.
Resume
Flash Point kam als sehr erfolgreiches Kickstarterprojekt auf den Markt. Die mittlerweile zweite Edition des Titels verbesserte dabei das ohnehin schön hervorragende Material. Ein toller Spielplan, schöne dicke Tokens, große Karten, kleine Feuerwehrmannminiaturen und eine hervorragende Spielerhilfe lassen das Spielerherz höher schlagen. Leider die leere Packung umso weniger. Hier ist das Anschaffen von Tütchen und Kästchen leider einmal mehr Pflicht.
Spielerisch betrachtet ist Flash Point ein thematisches sehr dichtes kooperatives Spiel, welches ohne großes Regelwerk auskommt. Die Möglichkeiten der Aktionspunkteverwendung sind wunderbar auf den mitgelieferten Spielerhilfen aufgelistet, sodass diese einem permanent vor Augen geführt werden. Ein ständiges Nachfragen bleibt somit aus. Brenzlig wird es dabei eher bei den Regeln der Feuerausbreitung. Hierbei gibt es viele "wenn,dann-Fälle". Man würfelt. Soweit so klar. Dann schnell die Koordinaten rausgesucht und geprüft, ob dort bereits Feuer liegt oder Rauch oder ein Gefahrenstoff oder eine Person oder ein Feuerwehrmann oder oder oder. Die Regeln verlieren sich hierbei in tausende mögliche Szenarien, sodass ein fehlerfreies Spielen zu Beginn relativ schwer ist. Hat man aber den Mechanismus erst einmal verstanden, so entwickelt sich auch dort eine Art Automatismus und auch das korrekte Ausbreiten des Feuers wird zur Selbstverständlichkeit.
Enorme Pluspunkte sammelt Flash Point bei der Thematik, denn das Spiel transportiert tatsächlich das Gefühl ein Feuerwehrmann zu sein. Dies geschieht nicht nur durch diverse Mechanismen, wie beispielsweise den Einsatz des Löschfahrzeuges oder das Entflammen von Gefahrenstoffen, sondern auch durch tolle realistische optische Darstellung des gesamten Spielmaterials, aber auch durch die Vielfalt der Spezialisten. So ist es einfach stimmig, wenn der Spieler mit dem Gefahrenstoffspezialist sich um den Giftabfall im Haus kümmert, während der Rettungsanitäter verwundete Opfer verpflegt oder der Löschspezialist sich durch die auflodernden Flammen bewegt und diese bekämpft.
Dadurch, dass die "Startflammen" stets ausgewürfelt werden, und auch die folgenden Brandherde zufällig erscheinen, bietet Flash Point stets ein anderes Spiel, was den Wiederspielwert enorm erhöht. Gerade dieser Zufall bietet jedoch gleichzeitig auch einen Kritikpunkt für manche Spieler, denn dadurch wird das Spiel weniger planbar. So kann ein guter Plan durch eine Verkettung an Explosionen zum Beispiel plötzlich verbaut sein. Wieso aber auch nicht? Wir sind schließlich Feuerwehrleute in einem brennenden Haus. Nicht alles ist planbar. Das Feuer kann auch nur bis zu einem gewissen Punkt kontrolliert werden. Diesen Punkt gibt es in Flash Point. Es ist keinesfalls so, dass das Spiel die Gruppe spielt, sondern noch immer die Gruppe das Spiel. Eine grobe Planung mit vielfältigen Entscheidungsmöglichkeiten existiert stets, welche man, je nach Feuerwürfelpech, anpassen oder abändern muss.
Also: Helm ab, Schmutz aus dem Gesicht gewischt und ab zum nächsten Einsatz!
Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek.com bzw. vom jeweiligen Verlag (hier Heidelberger Spieleverlag)