Das Jahr 2013 könnte auch schon jetzt das Jahr von Stefan Feld werden. Dieser meldet sich nämlich mit insgesamt vier Titeln im Jahr 2013 zurück. Einer eben jener ist Bora Bora, ein Titel der "Big-Box-Reihe" aus der Kooperation von Ravensburger und alea.
Bora Bora ist ein klassisches sprachenunabhängiges "Euro-Spiel" für 2-4 Spieler und ist in ca. 90-120 Minuten zu spielen. [...]
Spielverlauf und Spielziel
In Bora Bora versuchen die Spieler ihren Stamm auf der Südseeinsel bestmöglich zu regieren. Hierbei müssen sie Hütten bauen, den Göttern huldigen, Schmuck anfertigen und sich auf die Fähigkeiten ihrer Einwohner verlassen können. Meistert man seine Aufgaben gut, so erhält man für fast jedes Detail im Spiel Punkte. Wer nach 6 Runden die meisten Punkte gesammelt hat, der gewinnt das Spiel.
Bora Bora wird hierbei über Aktionskarten und Würfel gesteuert, wobei von letzteren jedem Spieler exakt drei Stück zur Verfügung stehen und somit die Anzahl seiner Aktionen pro Runde exakt festlegen. Die Aktionskarten hingegen stehen jedem Spieler zur Verfügung, können aber auch nur unter bestimmten Voraussetzungen genutzt werden.
In einer Spielrunde würfeln die Spieler zunächst ihre drei Würfel, welche sie im Anschluss daran im Uhrzeigersinn auf die diversen Aktionskarten platzieren und die damit verbundenen Aktionen durchführen. Beim Platzieren der Würfel auf den Aktionskarten gilt grundsätzlich, dass man, sofern bereits Würfel auf der Karte liegen, nur einen Würfel mit einer niedrigeren Augenzahl dort platzieren kann. Um dem frühen Blockieren einzelner Aktionskarten vorzubeugen, wurden zwei unterschiedliche Mechanismen in Bora Bora eingebaut. Einerseits ist die gewählte Aktion in den meisten Fällen der Aktionskarten deutlich stärker, wenn man einen Würfel mit einer hohen Augenzahl dort platziert und andererseits bieten sogenannte Gottkarten die Möglichkeit diese Regel zu umgehen. Dadurch besteht in Bora Bora die größte taktische Herausforderung darin zu entscheiden, wann und mit welchem Würfel eine Aktion auszuführen ist.
Ganz gleich, ob sich ein Spieler für das Bauen eines Gebäudes, die Expansion auf der Insel, die Fischerei nach exotischen Meerestieren, das Opfern im Tempel für die Götter, das Sammeln von Holz, Sand und Stein oder das Werben um neue Stammesmitglieder entscheidet, so stehen ihm zahlreiche unterschiedlichste Möglichkeiten zur Verfügung mit Hilfe der Aktionskarten und der damit verbundenen Aktionen Punkte zu erzielen.
Wurden sämtliche Würfel durch die Spieler platziert und die entsprechenden Aktionen ausgeführt, werden in den Folgephasen Schmuckstücke mit der dortigen Währung den Muscheln gekauft und die Eigenschaften der Frauen und Männer des Stammes aktiviert und ausgeführt. Dies bringt den Spielern in der Regel weitere Ressourcen, sowie weitere Siegpunkte.
Zum Schluss der Runde kommt ein weiterer schöner Mechanismus in Bora Bora zum Tragen. Jeder Spieler hat pro Runde drei Aufgabenplättchen, von welchen er versuchen muss ein einzelnes pro Runde zu erfüllen um weitere Siegpunkte zu erhalten. Diese Aufgaben sind von unterschiedlicher Schwierigkeit und werden stets der Spielerreihenfolge folgend am Ende der Runde aufgefüllt.
Resume
Die Komponenten sind, wie bei Ravensburger und Alea gewohnt, aus guter Qualität. Die Holzkomponenten sind optisch schick und die Stanzteile sowie die Karten stabil. Ein kleinerer Kritikpunkt für mich persönlich ist das etwas zu klein geratene Spielbrett. Dieses wirkt auf Bildern aus irgendwelchen Gründen deutlich größer und macht somit das permanente Auslegen der Schmuckplättchen, sowie der Aufgaben- und Personenmarker am Ende einer jeden Runde zu einer unnötigen "Fummelei". In der Box war jedenfalls noch ausreichend Platz ein größeres Spielbrett unterzubringen - schade. Was dem Hauptspielbrett jedoch an Größe fehlt, machen die jeweiligen Spielertableaus in selbiger wett. Diese sind riesig und bieten sämtliche für die Spieler notwendigen Informationen in Kurzform, sodass den Spielern kleine Regeldetails, wie das schwer auswendig zu erlernende Tauschsystem, einfach, schnell und optisch schick in Erinnerung gerufen werden.
Bora Bora ist ein klassisches "Euro-Spiel" und bietet den Spielern zahlreiche Möglichkeiten Punkte zu erzielen. Die Konfrontation ist hierbei nur indirekt gegeben, wenn beispielsweise ein Spieler ein Aktionskärtchen mit einem niedrigen Würfel blockiert oder ein Spieler einen anderen aus dem Tempel wirft und ihm dadurch wertvolle Punkte verwehrt. Somit hinterlässt Bora Bora, wie viele "Euro-Spiele", jedem Spieler ein gutes Gefühl, denn jeder hat die Möglichkeit seine persönlichen Punkte zu erzielen.
Bora Bora wirkt aber vor allem eins: Rund. Das Thema ist zwar - auch wenn erfrischend originell - komplett austauschbar, aber die vorhandenen Mechanismen greifen sinnvoll und perfekt ineinander. Auch wenn bei der ersten Erklärung die Regeln und Möglichkeiten geradezu erschlagend wirken, fügen diese sich doch sehr schnell zu einem Ganzen und lassen die Spieler schnell erlernen, auf was es in Bora Bora ankommt. Ein tolles Detail hierbei sind die Aufgabenplättchen, bei denen es gilt jede Runde eins zu erfüllen. Diese dienen einerseits als Mechanik im Spiel weitere Siegpunkte zu erringen, jedoch geben diese neuen Spielern in ihren ersten Partien ebenfalls eine grobe Richtung, was zu tun ist. Somit wird die taktische Schwelle bei der ersten Partie für Neueinsteiger schnell und elegant erklommen.
Bora Bora ist ein komplexeres Euro-Strategiespiel und variiert sehr stark in der einzuplanenden Zeit. Diese ist einerseits stark von der Spieleranzahl abhängig, aber auch von der Gruppenzusammensetzung. Das Spiel bietet nämlich durchaus die Möglichkeit sich mehrere Minuten in einen Spielzug hineinzudenken, sodass unter Umständen bei einem 4 Spielerspiel eine gewisse "Downtime" einzuplanen ist. Klasse ist jedoch, dass Bora Bora auch mit 2 oder 3 Spielern super funktioniert, sodass es sicherlich eine breite Masse an Spielgruppen anspricht. Die restlichen Stefan-Feld-Spiele des Jahres 2013 haben es definitiv schwer Bora Bora den Rang als bestes Feld-Spiel des aktuellen Jahres abzulaufen, denn an Bora Bora gibt es fast nichts zu meckern.
Vielen Dank an Ravensburger und Alea für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares