http-equiv = "content-language" content = "en" lang = de; lang=de; BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen

08.12.2025

Fallout: Wasteland Warfare - 2-Player Starter Set



Fallout: Wasteland Warfare ist kein klassisches Brettspiel und will auch optisch keines sein. Es gibt keinen Spielplan, keine Spielhilfe und keine Kramerleiste. Dafür aber Gelände (in 3D natürlich nur, wenn man sich eins baut/kauft), Reichweiten, Miniaturen – also Tabletop. Und genau da war ich erst mal raus. Eigentlich. Denn was die Grundbox hier auf den Tisch bringt, ist trotzdem erstaunlich einladend – selbst für jemanden, der mit dem Begriff „Line-of-Sight“ bislang eher aus der Ego-Shooter-Zeit und normalen Dungeon-Crawlern vertraut war.

In der Starterbox finden wir Miniaturen, Karten, Marker, Gelände-Vorlagen aus Karton und ein paar Szenarien. Und: Man kann direkt loslegen. Ohne Geländebau, ohne Farbtöpfe, ohne sich eine Werkbank in den Keller zu zimmern und auch ohne die Anleitung komplett zu lesen. Das Spiel bringt nämlich eine Kurzanleitung (mit satten 8 Seiten) mit sich, dass in Form von Tutorials in das Spielsystem einführt Das ist super gemacht und durchdacht. Platzmäßig funktioniert das Spiel auch auf dem Wohnzimmertisch – und das sogar erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass das Genre ja eigentlich für epische Szenerien steht. Echte Tabletopper werden hier aber sicherlich den Kopf über mich schütteln, da ich einfach ohne Gelände, ohne Gebäude und auch sonst ohne optische Zusätze (außer den mitgelieferten natürlich) gespielt habe. Sorry dafür.

Spielmechanisch bewegen wir unsere Figuren rundenweise durch die postapokalyptische Welt des namensgebenden Settings, führen Aktionen aus, werfen Spezialwürfel und versuchen, entweder Gegner auszuschalten oder Missionsziele zu erreichen. Bewegt wird sich mit Maßstab-Leisten, geschossen wird nach Reichweite, Deckung wird über Sicht- und eben Deckungslinien geregelt. Klingt erstmal sehr technisch, spielt sich aber mit etwas Eingewöhnung erstaunlich intuitiv. Das liegt auch daran, dass das Spiel eine Art Zwischenschritt zwischen komplexem Tabletop und Dungeoncrawler ist. Zumindest fühlt es sich für mich so an, der bislang null-komma-nix an Erfahrung mit echten Tabletops hat. Die Regeln sind umfangreich, aber nicht überfordernd. Wer schonmal in Drunagor oder Terrinoth war, kommt hier grundsätzlich auch ganz gut rein. Im Kern geht es immer darum, mit allen eigenen Figuren jeweils eine Aktion zu machen. Das können dann passend zu Genre und Thema Bewegen, Schießen, Nahkampf, Sonderfähigkeiten wie Schlösserknacken oder das Bedienen eines Computers sein, um mal nicht alle zu nennen.

Was mich tatsächlich überrascht hat: Obwohl es eigentlich als Duell gedacht ist, funktioniert der Solo-Modus wirklich gut – und ich gebe es zu, anders habe ich das Spiel auch nicht gespielt. Die Gegner haben im Kern der „KI“ Karten, die diverse Würfelergebnisse aufzeigen. Und trotz aller Zufälligkeit agieren die „Bots“ durchaus sinnvoll. Grundsätzlich kann man das Spiel natürlich auch kooperativ gegen diese KI spielen. Oder eben ohne sie klassisch kompetitiv – ganz wie man mag. Zu allem gibt es auf der Homepage von Modiphius einiges zum Downloaden, Ausdrucken und Spielen oder auch zum Kaufen. Tatsächlich habe ich sogar ganz kurz angefangen, zu überlegen, ob ich vielleicht nicht doch noch das ein oder andere Gelände-Set….aber nein. Und da ich auch kein Talent im Miniaturen-Bemalen habe…habe ich es vernünftigerweise gelassen.

Aber: Man muss schon wissen, worauf man sich einlässt. Das hier ist kein 60‑Minuten-Absacker. Es ist ein Systemspiel, bei dem Aufbau, Übersicht und Planung und auch Zukäufe(!) dazugehören. Wer Streckenmessen und umfassende Regelwerke (Kurzanleitung, Handbuch, Kampagnen-Handbuch und Errata) nicht mag, wird sich hier schwertun. Und auch die Würfel können gelegentlich Frust bringen – denn wie immer im Ödland ist nicht alles planbar. Mein Fazit ist aber dennoch: Ich glaube, Fallout: Wasteland Warfare ist ein netter Blick in dieses Genre, ohne dass man gleich komplett in dieses Hobby einsteigen muss. Wer also einfach mal reinlubschen möchte, darf einen Blick riskieren. Es sieht nach viel Aufwand aus (und wäre es mit Terrain etc. sicherlich auch), spielt sich aber doch relativ „gradeaus“. Für jemanden wie mich, der mit dieser Art von Spiel bisher wenig am Hut hatte, war es durchaus ein zwar anstrengender, aber doch gar nicht so schlimmer Einstieg, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Da mochte sicherlich das Fallout-Feeling einiges dazu beigetragen haben.

  ________________________________________________________________



Fallout: Wasteland Warfare 2-Player Starter Set von James Sheahan
Erschienen bei Modiphius Entertainment
Für 1 - 2 Spielende in bis zu 240 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Modiphius Entertainment)
*es handelt sich um einen Affiliate-Link. Für Euch entstehen keine zusätzlichen Kosten, wir erhalten eine kleine Provision.
zum Artikel...

05.12.2025

Super Goal

 

Nicht mehr lange hin, und es ist wieder so weit: Die Fußball-Weltmeisterschaft steht in den Startlöchern. Im Jahr 2026 wird sie in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden, und so mancher wird sich wohl die Nächte um die Ohren schlagen. Um zwischenzeitlich nicht einzunicken, wäre es vielleicht ratsam, das ein oder andere Spiel einzubauen – gerade wenn man ohnehin nebenbei schaut. Und da bietet sich natürlich ein Fußballspiel an.

Bei Super Goal von Marco Ippolito und Emanuele Pessi handelt es sich um ein schnelles und im Grunde leichtes Würfelspiel, bei dem man innerhalb eines gesetzten Timers versucht, so viele Tore wie möglich zu schießen.



Gespielt wird auf einem kleinen Spielfeld aus Filz, das wiederum in Spalten und Reihen unterteilt ist. Mit Hilfe von drei Würfeln versucht der Angreifer, den Ball (eine Halbkugel aus Holz) nach vorne zu treiben und im Tor unterzubringen.

Die drei Pass- bzw. Dribbling-Würfel haben unterschiedliche Risikostufen. Der orangene Würfel bringt einen nur langsam voran, dafür aber sicher und ohne Ballverlust. Allerdings darf der Angreifer ihn nie zweimal hintereinander werfen; danach muss er sich für Rot oder Violett/Pink entscheiden. Diese bringen mehr Fortschritt, aber eben auch die Gefahr des Ballverlusts. Zeigt ein Würfel ein „X“, verliert man den Ball und der Mitspieler wird neuer Angreifer. Bei einem „?“ gibt es noch Hoffnung, denn nun muss der Verteidiger seinen blauen Würfel werfen und hoffen, dass er den Ball gewinnt. Es könnte aber auch ein Foul passieren oder dass der Verteidigungsversuch ins Leere läuft.

Sobald das letzte Drittel erreicht wird, kann der Angreifer einen Schuss versuchen. Dies geschieht mit einem dunkelroten Würfel, und je nachdem, ob der Schuss innerhalb oder außerhalb des Strafraums abgegeben wurde, werden die Würfelergebnisse unterschiedlich interpretiert.


Der Verteidiger hat zudem einen hellblauen Torwartwürfel, um den Ball eventuell mit einer Glanzparade zu halten. Auch für ein Foul im Strafraum wurde vorgesorgt: Dann gibt es tatsächlich Elfmeter – mit einem eigenen Würfel für den Angreifer.

Last but not least gibt es noch einen weißen „Meisterstück“-Würfel. Der erste Angreifer erhält ihn und würfelt gleich zu Beginn. Das Ergebnis gewährt eine besondere Aktion, die man irgendwann im Spiel auslösen darf. Tut man dies, wird der Würfel an den Mitspieler weitergegeben, der ihn ebenfalls wirft und verwenden kann.

Laut Anleitung werden 15 Minuten Spielzeit empfohlen – gern auch in zwei Halbzeiten mit Seitenwechsel. Wer am Ende die meisten Tore erzielt hat, gewinnt das Spiel.

Super Goal kommt in einer kleinen Metalldose etwas unscheinbar daher; öffnet man sie, findet man „nur“ acht Würfel und das recht kleine Spielfeld. Schnell denkt man, es handle sich um ein schlichtes und sehr glückslastiges Würfelspiel – doch schon die Anleitung zeigt, wie tief das Spiel teilweise ins Thema eintaucht. Das ist Fluch und Segen zugleich!


Man versucht, so viel Fußball wie möglich in die Dose zu packen, viele typische Spielsituationen zu simulieren – sogar den VAR, wenn man möchte – und das gelingt tatsächlich. Eine Partie Super Goal kann sich wie ein spannendes Fußballspiel anfühlen. Allerdings müssen dafür die vielen kleinen Sonderregeln und Situationen sitzen.

Viel hängt davon ab, an welcher Position sich der Ball auf dem Spielfeld befindet. Das führt dazu, dass man als Anfänger ständig „Wenn/Dann“-Abfragen prüft und durchführt, wodurch einfach kein Spielfluss aufkommen will. Ja, das hilft der thematischen Umsetzung, aber eben nicht dem flüssigen Spiel. Immer wieder wird man die Anleitung und ihre Grafiken prüfen müssen, um zu erfahren, was nun passiert und welches Ergebnis zu welchem Ereignis führt.

Die Hürde ist hier recht groß – und das für ein Spiel in einer kleinen Dose mit ein paar Würfeln. Das ist zunächst irritierend und auch frustrierend. Sitzen die Regeln und man muss nur noch wenig nachschauen, entfaltet sich allerdings das volle Spielgefühl und erinnert dann sogar ein wenig an Spiele wie 1st & Roll. Eventuell wäre an mancher Stelle weniger mehr gewesen, sodass man weniger Abfragen in der Anleitung durchführen müsste. Wer sich aber darauf einlässt und ein kleines, schnelles Fußballspiel sucht, kann hiermit durchaus seine Freude haben.



  ______________________________________________________________




Super Goal von Marco Ippolito und Emanuele Pessi
Erschienen bei CreativaMente
Für 2 Spieler in ca. 10-15 Minuten ab 6 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier CreativaMente)


zum Artikel...

03.12.2025

Subito


Ein Kartenspiel in Echtzeit? Für viele klingt das erst mal nach Stress, Hektik und Chaos – ganz besonders, wenn man lieber in Ruhe nachdenkt als blitzschnell reagiert. Und doch gelingt es Subito, dieses Vorurteil auszukontern. Das kleine Echtzeitspiel aus dem Hause Game Factory entpuppt sich als überraschend zugängliches und reizvolles Duell für zwei Personen, das mit klarem Aufbau, überschaubaren Regeln und einem guten Maß an Taktik punktet. Vorausgesetzt, man lässt sich auf das Tempo ein.

Spielablauf: Kraken, Karten, Kriterien

Subito spielt sich über drei Durchgänge, in denen beide Spielenden jeweils 36 Karten besitzen und versuchen, sie möglichst schnell und korrekt an acht zentrale Aufgabenkarten anzulegen. Die Aufgaben unterscheiden sich dabei deutlich: mal muss man Karten in abwechselnden Farben legen, mal müssen sich alle Kriterien unterscheiden, mal wird gezählt oder bestimmte Zahlen gefordert.


Wichtig dabei: Man darf immer nur eine Karte nach der anderen vom eigenen Stapel ziehen und direkt anlegen. umsortieren ist nicht erlaubt. Sobald jemand alle Karten losgeworden ist, endet der Durchgang. Dann wird gewertet: Wer die Mehrheit der Karten an einer Aufgabenkarte hat, bekommt den Wert der Aufgabenkarte als Punkte gutgeschrieben. Nach drei Runden gewinnt, wer die meisten Punkte hat. Der Clou liegt im Tempo bei gleichzeitig taktischem Denken, denn falsche Karten werden gemeinsam mit allen danach gelegten Karten vor der Wertung entfernt.

Flott gespielt und fordernd

Der große Pluspunkt von Subito liegt im schnellen Zugang: Die Regeln sind in fünf Minuten erklärt, und schon der erste Durchgang macht klar, worum es geht. Der Reiz liegt darin, mit Blick auf das gegnerische Spielverhalten blitzschnelle Entscheidungen zu treffen: Wo lohnt sich der Kampf um die Mehrheit? Wo habe ich vielleicht schon Punkte sicher? Wo lauert vielleicht ein Fehler beim Gegner?


Dabei helfen die abwechslungsreichen Aufgabenkarten, die genug Varianz in den Ablauf bringen, ohne zu überfordern. Da Karten immer nur einzeln gezogen und angelegt werden, bleibt das Spiel überschaubar – auch unter Zeitdruck. Der Spannungsbogen baut sich zügig auf, das Tempo bleibt hoch, aber kontrollierbar. Besonders im 2-Personen-Modus läuft Subito rund und erzeugt echte Duellatmosphäre.

Bei drei Spielenden wird es ein wenig konstruiert: Das Spielprinzip zwingt zur Teambildung und Umschaltung in einen Einzel-/Team-Mix. Dann doch lieber 2 vs. 2 in festen Teams. Auch optisch zeigt sich eine kleine Schwäche, denn die Symbolik auf den Karten ist nicht immer optimal lesbar, besonders bei hohem Tempo und ähnlichen Farben. Und letztlich: Subito bleibt ein simpel gestricktes Spiel, das keine taktischen Tiefen erschließt, sondern auf situatives Reagieren setzt. Aber genau das will es auch sein.


Fazit: Kurzes Echtzeit-Vergnügen ohne zu viel Stress

Subito überrascht positiv. Wer sich von „Echtzeit“ nicht abschrecken lässt, bekommt hier ein schnelles, spannendes und sehr direktes Kartenspiel, das sich ideal für kurze Duelle zu zweit eignet. Die Lernkurve ist flach, der Wiederspielreiz erstaunlich hoch, und die Aufgaben sorgen für genug Abwechslung. Kein Spiel für die Ewigkeit, aber ein sehr gelungenes für den nächsten Spieleabend zu zweit oder viert.

 ____________________________________________________________________


Subito von Günter Burkhardt
Erschienen bei Game Factory
Für 2-4 Spielende in ca. 20 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Game Factory)

zum Artikel...

02.12.2025

Shinjuku



Shinjuku – Kunden, Karten & Chaos im Tokyoter Nahverkehr

Stell dir vor, du bist mitten in Tokio, genauer gesagt in Shinjuku. Überfüllte Bahnhöfe, hektische Menschenmassen und ein Kundenstrom, der nur darauf wartet, in deine Läden gespült zu werden. Klingt nach Stress? Ist es – aber ein ziemlich unterhaltsamer!

In Shinjuku dreht sich alles um dein persönliches Schienennetz, clever platzierte Geschäfte und den Kampf um die lukrativsten Kunden. Jede Runde ziehst du Karten, die dir sagen, in welchem Bezirk du aktiv werden darfst. Mit diesen Karten eröffnest du neue Läden (Bücher, Kleidung, Elektronik und Co.), baust Gleise oder schnappst dir Kunden, die du quer durch die Stadt in deine Geschäfte leitest. Klingt simpel, hat aber diesen „Ach verdammt, hätte ich doch letzte Runde…!“-Faktor, der dich sofort wieder an den Tisch holt.

Der Clou liegt im Kartenmanagement: Du bist auf Bezirkskarten angewiesen, kannst aber durch Wildcards und clevere Upgrades ordentlich tricksen. Wenn du deine kleinen Shops zu mächtigen Warenhäusern aufwertest, wird’s erst richtig spaßig – nicht nur, weil du plötzlich alle Kunden bedienen kannst, sondern auch, weil diese Upgrades am Ende wie Joker zählen und dir wertvolle Sets sichern.



Dazu kommt das Netzwerkbauen: Dein Schienennetz ist dein Motor. Kunden bewegen sich entlang deiner Gleise – aber wehe, du nutzt fremde Strecken! Dann freut sich der Mitspieler über Gratisaktionen. So entsteht ein schönes Maß an Interaktion: Man gönnt sich nichts, aber man kommt auch nicht ohne den anderen aus.

Das Spiel bleibt dabei angenehm flott. Karten ziehen, zwei Aktionen, Kunden bewegen – fertig. Trotzdem steckt genug Tiefe drin, um dich ständig zwischen „Baue ich noch eine Strecke?“ und „Greife ich jetzt die Kunden ab?“ hin- und herzuzerren.

Fazit

Shinjuku ist kein Brainburner, aber ein cleveres, interaktives Spiel: kurzweilig, taktisch, mit genug Ärgerpotenzial, um am Tisch zu lachen und zu fluchen. Wer Zugnetze mag, aber keine Lust auf epische Wirtschaftskrimis à la Age of Steam hat, ist hier goldrichtig.

Pro: flott gespielt, hohe Interaktion, elegantes Kartenmanagement.
Contra: Thema ist sehr abstrakt, und wer kein Freund von Kartenglück ist, muss etwas schlucken (auch wenn Wildcards das gut abfedern).
Unterm Strich: Shinjuku ist wie Tokio selbst – wuselig, bunt und voller kleiner Tricks.

____________________________________________________________________


Shinjuku von Gary Kacmarcik
Erschienen bei Heidelbär Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Heidelbär Games)
*es handelt sich um einen Affiliate Link. Für Euch entstehen dabei keine Kosten, wir erhalten jedoch eine kleine Provision
zum Artikel...

28.11.2025

Die Legenden von Andor: Das ferne Land


Manchmal frage ich mich, was Andor-Held*innen eigentlich beruflich machen, wenn gerade mal keine Bedrohung aufzieht. Urlaub? Wellness im Rietburg-Spa? Vermutlich nicht.Denn kaum hat man sich durch die ewige Kälte geschlagen (wobei selbst das schon mehr als 2 Jahre her ist – Wahnsinn) und gedacht, mit Andor ist es nun zu Ende, geht es schon wieder los: Neue Karte, neue Legenden, neues Unheil im fernen Land.


Ja, Andor lebt. Und auch Das ferne Land bringt uns mal wieder eine neue Map mit frischen Legenden, eigenen Heldinnen und der gewohnten Portion „Lasst uns ausrechnen, was der beste Weg ist“. Wer schonmal ein Andor gespielt hat (und die Welt, die Mechanik oder das Spiel an sich mag), wird sich hier sofort heimisch fühlen. Zu den grundsätzlichen Regeln von Andor möchte ich hier aber nicht noch einmal referieren und verweise daher gerne hierhin oder dahin oder dorthin. Gleiches gilt für die positiven wie auch negativen Punkte zum Spiel. Denn rein mechanisch gleichen sich die Andor-Teile vielleicht nicht wie ein Ei dem anderen, aber doch wie zweieiige Zwillinge. Unterschiede sieht man nur im Detail oder aber im „persönlichen“ Hintergrund.


Denn auch thematisch ist die Welt ebenfalls dort, wo sie schon immer war: klassische „High-Fantasy“ mit Wendungen und viel zu wenig Zeit (bzw. Spielrunden). Es ist das (alt)bekannte Andor-Gefühl: gemeinsam planen/rechnen, hetzen, lachen, fluchen – und am Ende entweder heldenhaft siegen oder die Legende eben neustarten. Im Kern also alles beim Alten und genau das, was Fans wollen, eine Fantasy-Geschichte im oberen Familienspielbereich. Direkt losspielen, ohne Anleitung-Lesen.


Und wie immer ist es natürlich ein toller Fanservice für die vielen Do it yourself-Abenteuer, die es im Andor-Multiversum ja zahlreich gibt. Wer eigene Legenden schreiben will, findet hier frisches Material zum Austoben. Neue Gegner, neue Figuren, neue Orte. Wer Andor liebt, bekommt hier mehr vom Guten: vertrautes Spielgefühl, starke Storys, frisches Material. Wer bisher eher gelangweilt auf den Erzähler gestarrt hat, wird auch diesmal nicht bekehrt – selbst wenn die Geschichten diesmal (so wie meistens) wirklich gelungen sind. Für mich ein rundes Comeback und ein weiterer Beweis: Andor ist noch lange nicht am Ende des Weges angekommen.

 

_________________________________________________________________



Die Legenden von Andor: Das ferne Land von Michael Menzel
Erschienen bei Kosmos
Für 2 - 4 Spielende in 60 - 90 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)
*es handelt sich um einen Affiliate-Link. Für Euch entstehen keine zusätzlichen Kosten, wir erhalten eine kleine Provision.
zum Artikel...

26.11.2025

Gloomhaven: Knöpfe und Krabbler


Gloomhaven: Knöpfe und Krabbler wirkt auf den ersten Blick fast wie ein Scherz. Ein Gloomhaven – eine der größten Boxen in meinem Regal - jetzt im Miniformat? Mit Tierchen und farbenfroher Verpackung? Da denkt man schnell an ein abgespecktes Spin-off, das sich irgendwo zwischen Merchandise und Mitnehm-Mitbringspiel einordnet. Tatsächlich wartet aber ein durchaus ernst gemeintes Solo-Spiel auf einen.


Spielerisch bleibt die Miniversion dabei erstaunlich dicht am Original: Man steuert seine Figur durch eine Reihe von Szenarien, kämpft rundenbasiert gegen Monster, nutzt Karten für Bewegungen, Angriffe und Fähigkeiten – und erschöpft sich dabei langsam selbst. Der mechanische Clou ist ebenfalls derselbe: Pro Runde wählt man zwei Karten aus, von denen man jeweils eine obere und eine untere Hälfte verwenden darf. Entscheidungen wollen gut überlegt sein, denn das Deck ist mit seinen vier doppelseitig bedruckten Karten arg begrenzt. Wer unklug plant oder zu verschwenderisch agiert, ist ganz schnell einfach müde – und raus.
Was Knöpfe und Krabbler deutlich von seinem großen Bruder unterscheidet, ist der Einstieg: Die Regeln sind spürbar reduziert, die Komplexität heruntergeschraubt. Dem Spiel liegt eine Mini-Anleitung bei, die einen durch das erste Szenario führt, dann scannt man den QR-Code der Schachtel ab und kommt zur echten Anleitung, die durchaus mehr an den Urvater erinnert als das Mini-Heftchen, aber natürlich dennoch deutlich abgespeckt ist. Keine umfassenden Kampagnenregeln, ständiger Rückkehr nach Gloomhaven, Wegereignissen etc. zwischen den Szenarien. Man merkt sehr deutlich, dass hier viel Mühe hineingesteckt wurde, Gloomhaven zugänglicher zu machen, ohne es seiner mechanischen(!) Essenz zu berauben. Und das funktioniert erstaunlich gut. Eine Kampagne gibt es auch, mit insgesamt 20 Szenarien, von denen man je Held teilweise unterschiedliche zu sehen bekommt und kleineren Überraschungen. Auch entwickelt man seine Figur weiter, indem man Fähigkeitskarten levelt oder sie mit Ausrüstung versorgt (clever gelöst: Jedes Szenario ist mit Gegenständen bedruckt. Schafft man ein Szenario, kann man diese ausrüsten). Dafür gibt es keine Weltkarte oder großartige Entscheidungen zwischen den Szenarien).


Mechanisch bleibt Knöpfe und Krabbler wie erwähnt ein Taktikspiel mit Handkartenmanagement, Timing und Entscheidungen. Oder anders: Es ist in diesem Punkt eigentlich das große Gloomhaven: kluges Planen und spannende Szenarien mit Fortschritt – auch wenn das Teamplay hier ausbleibt. Als Gloomhaven-Veteran merkt man natürlich, dass einiges vereinfacht oder aber verschlankt wurde. So zeigen nun bspw. Würfel die Boni/Mali im Kampf an, statt Karten. Aber das ist nichts Negatives – vielmehr ist Knöpfe und Krabbler eine Art Destillat – ein Blick auf das Wesentliche. Es zeigt, wie stark das Grundprinzip von Gloomhaven trägt, selbst wenn man viele Details wegnimmt. Man spielt es schneller, man versteht es schneller, und es eignet sich auch gut für Neulinge in die Welt – wobei diese natürlich erstmal durch das Regel-PDF durch müssen oder jemanden zum Erklären brauchen.

Optisch ähnelt es dem Original ebenfalls. Nur dass wir es hier natürlich eher noch mit Tieren zu tun bekommen. Das mag manchen abschrecken, ist aber konsequent gedacht, passt schön zur Schachtelgröße – und ist ist vor allem funktional. Das Material ist dabei absolut solide (der Begriff „Miniaturen“ wird hier wirklich wörtlich genommen – die Helden sind kleiner als ein Fingernagel), wenn auch überwiegend eher zweckmäßig gestaltet. Aber auch das ist bei Gloomhaven an sich nichts Neues..


Für wen sind die Knöpfe und Krabbler nun also gedacht? Für mich persönlich ist es definitiv kein Ersatz für die große Box, da ich ein stetiges Fortschreiten und Weiterentwickeln meiner Charaktere mag. Das gibt es hier zwar auch, aber ist dann doch recht starr gelöst (das Szenario gibt an, wie viele gelevelte Fähigkeitskarten ich haben darf und auch das sind am Ende maximal 4). Als Einstieg in die Welt von Gloomhaven oder als kurze, knackige Kampagne nebenbei funktioniert es hervorragend. Oder anders gesagt: Wir haben hier ein nettes kleines Puzzlespiel für Zwischendurch, bei dem es gilt, mit den richtigen durchgerechneten Entscheidungen das eigene Ziel zu erreichen. Es ist und bleibt der bekannte Euro-Dungeon-Crawler, nur passt er eben nun in eine Hand oder die Jackentasche.

Zurück zum Start: Gloomhaven: Knöpfe und Krabbler ist natürlich kein Scherz, sondern solide gemacht. Es ist ein clever eingedampfter Ableger, der beweist, dass gute Spielmechaniken auch dann noch funktionieren, wenn man sie entschlackt. Und wer gerne die Gloomhaven-Mechanik in Reinform ohne Schicki-Micki und ohne Mitspielende in maximal 20-30 Minuten pro Szenario erleben möchte, kann hier gerne einen Blick riskieren. Denn es ist durchaus erstaunlich, was in dieser kleinen Kiste so alles drin steckt – selbst wenn man Spiele der Tiny-Epic-Reihe kennt.

__________________________________________________________________



Gloomhaven: Knöpfe und Krabbler von Joe Kipfel und Nikki Valens
Erschienen bei Feuerland Spiele
Für 1 Spielende in 20 - 30 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Feuerland Spiele)
*es handelt sich um einen Affiliate-Link. Für Euch entstehen keine zusätzlichen Kosten, wir erhalten eine kleine Provision.
zum Artikel...

24.11.2025

Ab ins Beet

 

Dieses Spiel passt gemeinsam mit eurem grünen Daumen in jede Hosentasche! Ab ins Beet ist so winzig, dass es schon wegen seiner Größe für viel Interesse sorgt. Aber kann die kleine Bechkiste auch was?

Ab ins Beet ist ein Plättchenlegespiel für 2-4 Personen ab 10 Jahren und dauert circa 20 Minuten.


[Spielmaterial: Zuckersüß und herrlich grün]


Ab ins Beet gehört zur neuen Reihe von Game Factory-Spielen, die allesamt in kleinen Boxen mit kompaktem Inhalt begeistern. Ab ins Beet hat dabei den Vorteil, dass es in der Übersetzung vom Original „Mooncakce Master“ ein tolles Design von Julia Munoz Vargas erhalten hat. Und das ist schon mit der iconic Sonnenbrillen-Schnecke unschlagbar.

In der Kiste warten weitere solcher niedlicher Tiere auf euch. Außerdem gibt es quadratische Beetfelder, die jeweils mit einem bunten Zaun umgeben sind und Salate, Tomaten und/oder Paprika zeigen.
Das ist liebevoll designt, zum Beispiel mit kleinen Regenwürmern, die sich aus der Erde wühlen, und macht direkt Lust auf die Gartenarbeit.


[Spielablauf: Perfekter Snack für zwischendurch]

Ab ins Beet ist eigentlich ein klassisches Legespiel, aber mit einem kleinen Twist. Denn eigentlich müsste es heißen ‚Ab in die Beete‘!

Von denen baut ihr pro Runde drei Stück. Nach drei Runden ist das Spiel vorbei und die Person mit den schönsten Beeten  – aka den meisten Siegpunkten – gewinnt.

Wie ihr an eure Karten kommt? Draften ist angesagt. Dafür ziehen alle Mitspielenden drei Karten und wählen je eine Karte für sich und geben die anderen beiden an die Nachbar*innen weiter. Diese drei Karten, die nun vor jeder Person liegen, muss die Person anlegen.

Jede Karte kann in eins der drei Beete gelegt werden, egal ob alle in eins kommen oder alle in ein anderes. Das geht so lange weiter, bis alle drei Beete aus je vier Karten bestehen.
Dann wird abgerechnet!

Punkte gibt es pro Beet für:

  • Ganze Salatköpfe
  • Paare aus Paprika und Tomate
  • Einen einfarbigen Zaun (3-fach Punkte!)
  • Einen zweifarbigen Zaun
  • Keine halben Salatköpfe


Außerdem gibt es jede Runde noch Tiere, die Wünsche an eure Beete stellen. In der ersten Runde ist das ein Tier, in der zweiten zwei, in der dritten drei. Diese wünschen sich beispielsweise ein Beet mit mindestens 3 Salatköpfen und keinem halben Salat oder einem einfarbigen Zaun und insgesamt 5 Paprika und/oder Tomaten. Für erfüllte Tierkarten gibt’s auch nochmal 5 Punkte.


[Fazit: Grünes Gesamtpaket im Streichholzschachtel-Format]

 

Klein aber oho? Auf jeden Fall! Klar, Ab ins Beet wird keinen Innovationspreis gewinnen und würde ohne die niedliche Optik vielleicht auch ganz unterm Radar bleiben. Aber hier überzeugt eben das Gesamtpaket.

Die kleine Packung, das tolle Design, der hohe Interaktionsgrad, die kurze Spieldauer, die einfachen Regeln – all das schreit einfach nach Urlaub, nach Mittagspause beim Wandern, nach „Auf die nächste Band warten“-Pause beim Festival. 

Übrigens: zu zweit ist Ab ins Beet deutlich weniger konfrontativ, da hier dem Gegenüber noch eine Wahl gelassen wird, während man im Spiel zu dritt oder viert auch mal bewusst ärgern kann. Das Spiel funktioniert aber in allen Spielergrößen.

Einziges Manko zum Abschluss: Bevor die Tierpunktkarten gewertet werden, erhält der erste Platz pro Runde einen Bonus von 10 Punkten (was in diesem Spiel sehr viel ist). Das führte in unseren Runden häufig dazu, dass die Erstplatzierten (die ja ohnehin schon einen Vorsprung hatten) sich noch weiter absetzen konnten.

Diese Wertung ist etwas merkwürdig und müsste mit Hausregeln bearbeitet werden. Ansonsten steht einem knackigen Ausflug ins Beet aber nichts im Wege. Handschuhe raus!

 ____________________________________________



Ab ins Beet von Daryl Chow
Erschienen bei Game Factory
Für 2-4 Spieler in 20 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Game Factory)

*es handelt sich um einen Affiliate-Link. Für Euch entstehen keine weiteren Kosten. Wir erhalten eine Provision.





zum Artikel...