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25.02.2017

Leaders - Gesunde Evolution?

Viele kennen sicherlich folgende Situation: "Dein Hobby sind also Brettspiele, ja? Meinst Du so etwas wie Monopoly oder Risiko?" Man braucht sich also nur ein ganz klein wenig in der Szene auszukennen, um zu wissen, dass insbesondere das Spiel Risiko mit einem eher negativen Gefühl belegt ist. Zu glückslastig, zu unbedeutend, zu lang für die getroffenen Entscheidungen. Dabei gab es auch immer wieder positive Beispiele für sogenannte Risiko-Klone. Spiele, die den Charakter von Risiko aufgenommen und weiterentwickelt haben. Spielideen müssen, wie so vieles im Leben, mit der Zeit gehen. Was in den 80ern auf dem heimischen Spieletisch noch der absolute Hit war, ist in den seltensten Fällen heute noch genauso attraktiv. Es käme ja auch keiner auf den Gedanken Pacman heutzutage als herausragendes neues Spiel in der Computerspielbranche anzupreisen (oder doch?).


Der Gedanke von Risiko ist der der Kriegsführung. Vom leichten Kriegsspiel ohne die tiefgreifenden Entscheidungen und Regeln eines Cosims oder Wargames. Diesen Gedanken kann man sinnigerweise fortführen und der Zeit anpassen. Risiko Evolution hat dies vor ein paar Jahren wundervoll geschafft und das klassische Risiko mit neuem Thema und Legacyelementen ausgestattet. Leaders macht erneut diesen Schritt und versucht den Spagat zwischen Brettspiel und App - ein Thema was in der heutigen Brettspielszene immer aktueller wird und auch schon in einigen Brettspielen eine gute Umsetzung gefunden hat (X-Com, Mansions of Madness 2nd. Edition...). Ist das gelungen?


Was genau ist Leaders? Wie bereits eingangs erwähnt ist Leaders ein Risikoableger, d. h. die Grundprinzipien des Klassikers bleiben erhalten. Wir versuchen mit kleinen Einheiten die Welt zu erobern, während der Kampf mit Würfeln ausgetragen wird. Hier gibts jedoch nicht nur rot, grün oder blaue Armeen, sondern reale Parteien wie etwa die USA, Deutschland oder Russland inkl. jeweiliger Spezialaktion. Ich spare mir an dieser Stelle die Details des typischen Risiko-Spielablaufes, da das Grundprinzip vermutlich jedem bekannt sein sollte. Viel lieber möchte ich die Unterschiede aufzeigen, da gerade diese umso spannender sind. Leaders baut auf dieses Risiko-Grundgerüst nämlich noch eine App an, die den Spielern die Möglichkeit gibt, Entscheidungen im Spielverlauf geheim zu treffen. Was erforsche ich? Schicke ich Spione in die Hauptquartiere der Mitspieler um deren Strategie ausfindig zu machen? Was baue ich für Truppen? Und vieles mehr. Das ansonsten sehr offene und teilweise offensichtliche Risiko erhält somit einen interessanten Twist. Endlich habe ich die Vorzüge eines Computerkriegsspieles auch im Brettspielformat - die Ungewissheit. Was sonst vermutlich umständlich über unzählige Kartendecks und geheime Komponenten hätte gelöst werden müssen, wird hier sehr zum Vorteil viel eleganter durch eine Maschine ersetzt. Die App übernimmt den Part, der ihr ganz natürlich am besten liegt (das Bookkeeping, das Rechnen, das Geheimnis).


Da wo technischer Fortschritt eingebaut wurde, passieren jedoch auch Fehler. So ist Leaders leider auch nicht ganz frei von Problemen. Die App läuft zwar recht stabil, aber kleine Fehler sind nicht ausgeschlossen. Ein ganz neuer Gedanke muss natürlich sein, neben dem Tablet auch ein Ladekabel mit zum Spieleabend zu nehmen, sonst kann einer Partie schnell ungewollt ein vorzeitiges Ende verpasst werden. Für die kleinen Fehler und Fragen während des Spiels steht dann löblicherweise ein Whats-App-Support zur Stelle, bei welchem man schnell Antworten bekommt. Das ist prima.

Was aber überwiegt ist das folgende Gefühl: Leaders schafft es die Nutzung einer App sinnvoll in ein Brettspiel einzubauen, ohne dass der natürliche Charakter eines Brettspieles verloren geht. Es werden weiterhin Figuren bewegt, Würfel geworfen und das Spielbrett analysiert. Das größte Problem des Spiels ist und bleibt aktuell jedoch die Downtime. Das hängt in erster Linie mit der Limitierung auf ein einzelnes Endgerät zusammen, was stets an die Mitspieler weitergereicht werden muss. Eine Verwendung von mehreren Tablets ist aber in Planung. Bis dahin bleibt nur die Nutzung des integrierten Timers in der App, um die denklastigen Züge mancher Mitspieler zu begrenzen.
Leaders lädt auch aufgrund seiner einfachen und fast überall bekannten Grundprinzipien von Risiko fast jeden an den Spieltisch ein, da ein schneller Einstieg gewährleistet ist. Sowohl Gelegenheitsspieler fühlen sich mit diesem Risikoklon unterhalten, als auch Vielspieler, für die das Experiment von App und Brett besonders interessant sein dürfte. Leaders bietet zudem viel Freiraum für Entwicklung. Neue Nationen, neue Spielmodi und neue Erweiterungen. Mit einer sinnigen App-Entwicklung problemlos machbar.

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Leaders von Manfred Lamplmair, Gertrude Kurzmann und Reinhard Kern
Erschienen bei rudy Games
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 180 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier rudy Games)