An welche Spiele denkt ihr zuerst beim Thema Kinderspiele? Die einen sagen jetzt wahrscheinlich „Mensch ärgere Dich nicht“. Ein Spiel, das so einfach gestrickt ist, dass es selbst die Kleinsten gut mitspielen können, das aber gleichzeitig genug taktischen Tiefgang und Abwechslung bietet, damit auch Erwachsene Spaß dran haben können. Eben ein rundum gelungenes Familienspiel, das immer wieder gerne auf den Tisch kommt. Den anderen fallen bei dem Wort Kinderspiele wahrscheinlich vor allem solche Spiele ein, in denen alles quietschbunt und laut ist und deren Spielspaß sich nur den kleinsten erschließt.
In welche Kerbe schlägt nun also Die Helden von Kaskaria? Schauen wir uns das Spiel mal etwas genauer an:
Die (etwas zu großgeratene) Schachtel beinhaltet ein
wirklich schön und übersichtlich gestaltetes Spielbrett, 4 hölzerne
Schuppengreife, 4 hölzerne Klippenläufer, einen Sack voller Goldsteine und
einen Stapel Spielkarten. Jeder Spieler erhält einen Schuppengreif und einen
Klippenläufer als Spielfiguren sowie 5 zufällige Karten. Zusätzlich werden drei
Karten offen sowie der Nachziehstapel auf die dafür vorgesehenen Felder des
Spielbretts gelegt, und schon kann das taktische Rennen um das Amulett
beginnen.
Das Spiel ist also sehr schnell „aufgebaut“ und die Regeln
ebenso schnell erklärt: Die Spielkarten zeigen 4 verschiedene Symbole (Gold
nehmen, mit Schuppengreif laufen, mit Klippenläufer laufen, 2 Karten ziehen)
und sind jeweils mit 8 verschiedenfarbigen Hintergründen versehen. Hat man zwei
Karten der gleichen Farbe, darf man beide ausspielen und beide Aktionen nutzen.
Kann oder will man dies nicht, zieht man einfach nur eine Karte (vom
Nachziehstapel oder den offen liegenden) und setzt somit quasi aus. Das Spiel
endet, sobald eine Spielfigur das Amulett in der Spielbrettmitte erreicht.
Schuppengreife und Klippenläufer haben dabei unterschiedliche Wege und sind
daher auch nicht in gleicher Anzahl im Kartenstapel enthalten. Bis hierhin ist
es ein reines Wettrennen.
Der eigentliche Clou, der es taktisch werden lässt, ist aber
folgender: Am Ende gewinnt nicht etwa derjenige, der als erster das Amulett
erreicht, sondern derjenige, der das meiste Gold gesammelt hat. Und damit dies
nicht dazu führt, dass ein Spieler vor lauter Goldsammeln das Laufen mit seinen
Figuren vergisst, erhalten am Spielende diejenigen Spieler, die dem Amulett am
nächsten gekommen sind, noch zusätzliches Gold in nicht unbeträchtlicher Menge.
Dieser taktische Kniff lässt sich auch jüngeren Spielern
sehr gut vermitteln. Während sie im ersten Rennen noch versuchen, so schnell
wie möglich ans Ziel zu kommen, beginnen sie schon in der nächsten Runde, eher
Wert auf’s Gold sammeln zu legen, ohne das Laufen zu vergessen. Nach weiteren
Runden beginnt dann auch das Kartensammeln und das Nachdenken, über
Handlungsalternativen.
Das vom Spiel selbst auferlegte Prädikat „ein erstes
taktisches Fantasy-Abenteuer“ kann Die Helden von Kaskaria also absolut
erfüllen. Und noch mehr: die taktischen Möglichkeiten bei gleichzeitig kurzer
Spielzeit (ca. 20 Minuten) sorgen dafür, dass das Spiel auch für Erwachsene
niemals langweilig wird und man auch bei mehr als einer Runde am Ball bleibt.
Gleichzeitig ist genug Raum um dem eigenen Ehrgeiz – zumindest gegenüber dem
Partner – freien Lauf zu lassen. Schließlich will man ja nicht Letzter werden.
Und, fast noch wichtiger: Das Spiel ist weder bunt, noch schrill, noch macht es
ständig Lärm. Ganz im Gegenteil. Durch die schönen Illustrationen, den
Fantasystil und den ruhigen Spielablauf, nimmt es auch die kleinsten Spieler
ernst und sorgt für einen wunderbar entspannten Spielenachmittag.
Ein einziger Wertmutstropfen bleibt allerdings: Die
Verpackung. Zwar gibt es einen Zipbeutel für die Goldstücke von Haus aus
mitgeliefert, alle anderen Dinge (vor allem die Karten) fliegen aber in der
Verpackung frei umher, da weder ein Kunststoffeinsatz noch Beutelchen enthalten
sind. Das machen andere Kinderspiele besser. Aber zugegeben, das ist schon
meckern auf höchstem Niveau.
In der Gesamtschau ist Die Helden von Kaskaria daher ein
wirklich absolut empfehlenswertes Kinder-, aber eben auch Familienspiel. Das
Fazit unseres 7jährigen war somit auch eindeutig: „nochmal!“. Ein größeres Lob
kann ein Spiel doch nicht bekommen, oder?
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Für 2-4 Spieler in ca. 20 Minuten
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Die Helden von Kaskaria von Benjamin Schwer
Erschienen bei HABA Für 2-4 Spieler in ca. 20 Minuten
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sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier HABA)