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04.12.2014

The Walled City - El Grande 2.0?

Ransehutzu, faesfd, wrwfq^^..eqfwe +++ $$. qwd21434 !!!111 mµ.
Nein, ich habe nicht versehentlich vergessen die Rechtschreibkorrektur über den Artikel laufen zu lassen. Und durchgeknallt bin ich auch nicht - zumindest nicht so ganz. Und (auch wenn ich wirklich Spaß dabei hatte) ich wollte auch nicht einfach mal alle möglichen Zeichen auf der Tastatur nutzen, die ich sonst kaum nutze. Ich musste lediglich mal eben schnell meine Gehirnwindungen auflockern. Die waren nämlich nach einigen Partien The Walled City: Londonderry and Borderlands so richtig schön verknotet. Ohne Spaß. Selten habe ich in der letzten Zeit ein Spiel gespielt, was mich so gedanklich gefordert hat. Aber alles der Reihe nach: Einleitung, Beschreibung, Fazit. Wir wollen hier doch keine neuen Wege gehen.


In The Walled City: Londonderry and Borderlands bauen wir eine Stadt. Wahlweise Londonderry oder... na wer errät es? Na? Na? Richtig, Neuf-Brisach! In der Stadt gibt es verschiedene Gruppierungen, um deren Gunst wir buhlen um möglichst viele Siegpunkte abzugreifen. Unsere Freunde, die Gildenmeister verleihen uns dabei schicke Sonderfähigkeiten, die uns dabei punktuell unterstützen.
Im Herzen haben wir hier ein Mehrheitenspiel. Naja eigentlich haben wir hier nicht nur im Herzen ein Mehrheitenspiel, sondern durch und durch eins. Ihr mögt El Grande? The Walled City ist Euer neues El Grande - naja das Castillo ist aber schon ziemlich cool. Jetzt stellt Euch El Grande vor nur mit sich verändernden Regionen. Mit jedem Setzen von Mehrheitensteinchen wird nämlich auch die Stadt in neue Regionen unterteilt. Was anfangs also noch eine supergroße, schwer überschaubare Region ist, ist später ein Sammelsurium an vielen kleinen, irgendwie noch unüberschaubareren kleinen Regionen, die alle getrennt voneinander gewertet werden wollen.
Ihr folgt mir noch? Gut, denn das war erst der Anfang. Jetzt kommen die Fraktionen ins Spiel, die Bonuspunkte bringen. Nicht nur, dass man stets die sich verändernden Regionen und somit auch die sich stets verändernden Mehrheitsverhältnisse im Blick haben muss. Jetzt muss man auch noch schauen, dass man bei den einzelnen Fraktionen die Nase vorne hat. Uff. Genug? Nein!
Richtig lustig wirds erst in Runde zwei (von insgesamt zwei übrigens). Hier werden jetzt nämlich noch Mauern gebaut und auf die Türme Verteidiger gezogen, die man sicherheitshalber in Runde eins schon geschickt am Stadtrand platziert hat, damit sie in runde zwei problemlos auf die Türme hüpfen können. Logisch, oder? Die Türme werden aber nicht nach Mehrheit gewertet, sondern mit verdeckten Wertungskarten, die ich am Ende der ersten (!!) Runde auslege. Nicht ganz. Eigentlich lege ich am Ende von Runde zwei noch eine aus, um dann festzustellen, dass mein schwer umkämpfter Turm vielleicht gar nichts wert war.
Jetzt stellt Euch das Ganze noch mit Adligen und Bauern vor. Die Adligen entscheiden bei Unentschieden, sind aber auch die Jungs, die auf die Türme gehen können und beim Nichtbau der Mauer einfach aus der Region ausbrechen und die Mehrheitsverhältnisse komplett durcheinanderwürfeln.
Noch was vergessen? Klar. Die Fraktionsstärke variiert nicht nur in Runde eins durch das Manipulieren der Stärkewürfel, sondern auch ab Runde zwei, da dann die Stärkewürfel der Türme hinzukommen. Achja und dann gibts noch das Handkartenset, was man sich das Spiel über einteilen muss und bestimmt wann, wie und wo ich etwas setzen kann und wo es welche Turmpunkte gibt. Mensch Jungs. Gehts noch?


Ich kann verstehen, wenn manch einer nicht mehr folgen konnte. Dabei ist The Walled City eigentlich ganz einfach. Straße setzen, Karte spielen, Einheiten setzen, Würfel manipulieren, Sonderfähigkeit nutzen. Die Auswirkungen sind aber unfassbar weitreichend. Jede Entscheidung ist wichtig. Und das ist kein Kalenderspruch für einen 365-Tage-Abreißkalender. Mindestens drei Partien The Walled City muss (und damit meine ich muss) man gespielt haben, um sich der ganzen Tragweite einer jeden Aktion bewusst zu werden. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Partie. Die Regeln klingen ja einfach. Bereits Mitte der ersten Runde war mir aber klar, dass ich alles anders spielen würde, hätte ich die Möglichkeit dazu. Allein die Kartenhand. Verdammt diese Kartenhand. Elf Karten. Man braucht jede einzelne. Und jede einzelne wird im Spiel enorme Auswirkungen haben. Verprasse ich in Runde eins bereits früh meine 2/2 oder 3/2 Karten, fehlen mir diese zwangsläufig in Runde zwei um geschickt setzen und gleichzeitig auf die Türme ziehen zu können.
Dann die Adligen-Bauern-Problematik. Adlige sind ja grundsätzlich erstmal besser als Bauern. Doof nur, wenn diese dann aus der Region fliehen, weil ein gemeiner Gildenmeister kurz vor Schluss die betreffende Mauer zerstört und in der Endwertung die Region mit einem einzelnen Bauern gewinnt.
The Walled City hat ein einfaches Prinzip perfekt nahezu bis zur Unendlichkeit in komplexe Gedankengänge verpackt. Ich behaupte jetzt einfach mal ganz ketzerisch: Es ist nicht möglich für den Vielspieler The Walled City perfekt zu spielen. Klar, es gibt immer die Interaktion mit den Mitspielern. Zweifelsfrei. Aber will ich das perfekte Spiel machen, könnte ich vermutlich 30 Minuten über jeden Zug brüten. Gewisserweise ist es daher (zumindest für mich) Pflicht gewesen, ein ganz klein wenig den Bauch einzusetzen, situationsbedingt zu entscheiden, nicht jede Entscheidung totzudenken.
Was bleibt von The Walled City im Kopf? Verwirrung? Nein, ganz und gar nicht. Man sollte sich jedoch im Klaren sein, dass es sich hier um ein echtes Schwergewicht handelt. Da täuscht vielleicht anfangs die (zugegebenermaßen sehr tolle) Grafik von Josh Capell und das wirklich wertige Spielmaterial hinweg. Ein neues El Grande? Der Klassiker aus dem letzten Jahrtausend wird ja in vielen Kreisen als DAS Mehrheitenspiel schlechthin bezeichnet. The Walled City schlägt in die selbe Kerbe, setzt eine.... ach was sage ich... fünf Schaufeln drauf und modernisiert den Caballero. El Grande bleibt jedoch im Regal. Warum? Es ist flotter gespielt, bietet ähnliche Entscheidungen auf leichterem Niveau UND es hat das Castillo. Mal ganz ehrlich Leute: Wer liebt es nicht Steine ins Castillo zu werfen? Will ich etwas höheres Niveau und setze ich meine Mr. X Schirm-Denk-Kappe auf, dann spiele ich The Walled City. Für verknotete Gehirnwindungen am nächsten Morgen übernehme ich jedoch keine Gewähr.


The Walled City: Londonderry and Borderlands von Daryl Andrews und Stephen Sauer
Erschienen bei Mercury Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
Boardgamegeek-Link


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