Die Engländer sind ja berühmt für
gewöhnungsbedürftige Kombinationen. Wie sonst könnte man auf die Idee kommen
Lamm und Pfefferminze zu kombinieren und das auch noch als Spezialität zu
verkaufen? Ganz so verwunderlich ist es dann also auch nicht mehr, dass Martin
Wallace (Brite) mit A Study in Emerald mal eben den Cthulhu-Mythos mit Zombies,
Vampiren und Sherlock Holmes mixt und uns das ebenfalls als Meisterwerk
verkaufen will.
Mutig wie ich bin, testete ich
beides: Lamm mit Pfefferminz und A Study in Emerald. Die Erkenntnis ähnelt
sich. Beides besteht aus ziemlich viel grün und passt entgegen vorheriger
Skepsis sehr wohl zusammen. So ganz nebenbei haben die Insulaner ja auch schon
andere tolle Dinge der Welt gebracht: Das Königshaus, das Wembley-Tor, James
Bond und nicht zu vergessen das schlechte Wetter.
A Study in Emerald ist eines jener Kickstarterprojekte, welche sich als Goldgrube für den Designer entpuppten. Es war also nur eine Frage der Zeit bis das finanzielle Ziel erreicht wurde und das Spiel schlussendlich in die Produktion und den Versand gehen konnte. Ob hier mehr das Vertrauen in einen renommierten Designer im Vordergrund stand, der Hype um den H.P. Lovecraft Mythos oder dann doch die Neugier auf diese abstruse Themenmischung sei mal dahingestellt.
An meiner Haustüre angekommen und
ausgepackt, wurde ich zunächst mit einem angenehm kleinen Schachtelformat
belohnt. Darin ein Haufen Karten, ein paar Holzmarker und ein wunderschön
gestaltetes Spielbrett. Dass dieses eine Landkarte darstellt, fiel mir dann
erst deutlich später auf. So wirklich ist diese unter den Kartenablagen und den
grünen Tentakeln nämlich nicht zu erkennen. Dennoch war ich vom Material
alleine überzeugt. Der gewagte Themenmix schien jedenfalls optisch gut
transportiert zu werden.
Die spielerische Einstiegshürde
stellte sich allerdings fast so hügelig wie die schottischen Highlands dar. Die
Regeln zwar verhältnismäßig kurz, aber durchzogen von regeltechnischen
Sonderfällen und Spezialregeln auf den zahlreichen mitgelieferten Spielkarten.
Im Herzen ist A Study in Emerald
spielerisch genauso ein Mix, wie thematisch – Wallace bleibt sich hier treu und
bringt zumindest aus Designsicht Konstanz. Deckbau gepaart mit Area-Control und
einem semi-kooperativen Teamspiel. Klingt fast so verrückt wie das Thema. 2-5
Spieler versuchen dabei Einfluss in der Welt zu platzieren und somit Agenten
und diverse Sonderfähigkeiten auf ihre Seite zu ziehen. Der Clou dabei: Während
gut die Hälfte der Spieler im Geheimen versucht die Usurpatoren der Menschenwelt
zu stürzen, versucht die andere Hälfte eben jede zu unterstützen und die
Revolte (zur Not blutig) nieder zu schlagen. Doof dabei nur, dass die Rollen
verdeckt sind. So steht früh fest, dass der einzige Verbündete im Grunde nur
man selbst ist.
A Study in Emerald ist ein wilder
thematischer und spielerischer Ritt auf der Rasierklinge, der schlussendlich
darin gipfelt, dass bei Spielende die Partei des Punktletzten als Ganzes
verliert und somit einen oder mehrere Führenden mit ins Verderben ziehen kann.
Man muss das mögen. Mechanisch einwandfrei konzipiert verliert sich das Spiel
jedoch allzu oft in Zufällen und Abhängigkeiten von den Mitspielern. Der große
Kartenstapel ist Segen und Fluch zugleich. Garantiert er zwar einerseits eine
schier nicht endend wollenden Wiederspielreiz und immer neue Konstellationen, so
kommen andererseits einzelne Spielelemente (wie z.B. Vampire oder Zombies) nur
allzu selten durch ihn überhaupt ins Spiel.
Dennoch überzeugte mich A Study
in Emerald – genau wie Lamm mit Pfefferminze. Beides schreckt zunächst
durch Ungewohntes ab. Ist man jedoch erst einmal aus seiner Komfortzone
herausgelockt und bereit sich auf diese Kombination einzulassen, dann ist das
Erlebte lohnenswert. Das Konzept entführt in eine bizarre Welt, die bewusst
abweicht. Beide werden wohl nicht eine meiner absoluten Lieblinge, aber eine
Wiederholung würde ich wohl auch nicht ausschlagen – und auch wieder mit Genuss
dabei sein, wenn auch nur ab 4 Spielern.
Erschienen bei Tree Frog Games
Für 2-5 Spieler in ca. 90 Minuten
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