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13.03.2014

Archon: Glory & Machination - Wimmelbild für Fortgeschrittene

Keiner mag das Finanzamt. So war dann doch irgendwie die übereinstimmende Meinung der Mitspieler nach einer Runde Archon: Glory & Machination. Vielleicht war das aber auch dem Fakt geschuldet, dass hier die Steuereintreiber auch immer zum Erfolg kommen. Kein (fast kein) Weg geht an ihnen vorbei und wo sie stehen, da wird auch schön brav das Goldstück an den Finanzbeamten abgeführt. Blöd nur wenn Geld, wie auch alle anderen Rohstoffe, rar ist und die Arbeitereinsetzpositionen bei Vollbesetzung ohnehin der klassischen Mangelverwaltung bei modernen Spielen zum Opfer fällt.

Aber ganz von vorne. In Archon: Glory & Machination übernehmen wir die Rollen von mächtigen Persönlichkeiten einer zahnradbetriebenen Stadt. Wir sitzen in unseren Zahnrad-Palästen und geben unseren zahnradbetriebenen Angestellten Aufgaben, welche wir in unserem zahnradbetriebenen Kopf zur Zahnrad...ähm Siegpunktgenerierung für nötig erachten.


Während wir Handel mit den Provinzen treiben, auf dem lokalen Markt Rohstoffe kaufen und verkaufen, dem König einen Gefallen und andere Dinge tun, die man eben so in Zahnradland tut, greifen unsere Zahnradstadtmauern alle drei Jahre fremde Mächte an und versuchen Sand ins Getriebe zu bringen. Gut nur, dass diese Invasoren so berechenbar sind und pünktlich alle drei Jahre vor unseren Mauern stehen.

Klingt zunächst noch nach einem 0815-Arbeitereinsetzspiel mit einem Zahnradfetisch wäre da nicht der besondere Clou der Arbeiterspezialisierung, welche u.a. auch im Manhattan Project verwendet wurde. Gestartet wird mit fast ausschließlich Standard-Zahnrad-Arbeitern. An dieser Stelle wird es wichtig einzusehen, dass ein einzelnes Zahnrad nutzlos ist. Sinnvoll ist es dann die Gilden mit Rohstoffen zu beeinflussen. Je nach Vorliebe gesellen sich somit Priester, Händler, Schreiber und die bereits oben erwähnten Steuerbeamten der eigenen Haus- und Hoftruppe hinzu und verstärken den eigenen Aktionsrahmen mit ihren Sonderfähigkeiten. So wird Stück für Stück das Starterdeck an Arbeitern immer wertvoller.


Während sich der Priester beispielsweise durch pure Glaubenskraft auf eine bereits besetzte Arbeitereinsetzposition mogelt oder der Schreiber situativ starke Doppelzüge ermöglicht, so sorgt der Steuereintreiber nicht nur für volle Kassen in der eigenen Zahnradschatzkammer, sondern sorgt in erster Linie für viel Ärger bei den Mitspielern.

Vorweg: Ich bin bei Leibe kein Experte was Archon: Glory & Machination angeht. Vielmehr ist das ein persönlicher erster Eindruck, der jedoch das Spielgefühl hoffentlich etwas widerspiegelt.

Archon: Glory & Machination macht nicht viel anders, als so manches andere Arbeitereinsetzspiel, setzt aber gezielt Schwerpunkte, überzeugt dadurch und verdient sich meiner Meinung nach zu Recht einen Platz in jeder Spielesammlung eines Spielers, der diese Art von Spiel gerne mag.


Das Spielbrett selbst erinnert zwar zuerst vielmehr an ein "Wimmelbild" als an ein übersichtlich strukturiertes Spielbrett, aber ich kann versichern, dass selbst nach minutenlanger Suche Klaus bisher nicht entdeckt wurde. Ich bin aber weiterhin dran. Versprochen! Wiederspielreiz groß.

Die Übersichtlichkeit leidet jedoch nur bedingt am fast schon kunstvoll gestalteten Untergrund. Durch geschickte Platzierung der Ressourcen-Reserven auf dem Spielplan selbst, fällt schnell das Augenmerk auf die, von der Anzahl dann doch übersichtlichen, Orte, zu denen man seine Arbeiter schicken kann.

Das Spielgefühl selbst kommt wohl bei Archon: Glory & Machination am besten bei voller Besetzung zum Tragen. Es lebt in gewisser Weise dann doch von der Ressourcenknappheit und dem stetigen Mangel an Arbeitereinsetzpositionen. Die Zugreihenfolge wird somit schnell zum wichtigen Faktor und geschicktes Ausspielen der richtigen Arbeiter zum richtigen Zeitpunkt unerlässlich, wenn die eigene Siegpunkt-Zahnradmaschine reibungslos weiterlaufen soll.


In erster Linie ist es jedoch schön den derzeitigen Trend (?) der Arbeitereinsetzspiele fortgesetzt zu sehen. Lords of Waterdeep ist da sicherlich das Paradebeispiel. Hin zu sauberen Regeln mit klaren strukturierten Entscheidungen ohne aufgeblähte Sonderregeln und Sonderfähigkeiten. Wenn bei solchen Spielen das Setzen eines einfachen Arbeiters manchmal mehrere Minuten bei diversen Spielertypen erforderte, so verläuft die Entscheidungsfindung bei Archon: Glory & Machination deutlich flüssiger ohne dabei die nötige Tiefe vermissen zu lassen.


Archon: Glory & Machination von Nikolas Sakaloglou und Sotirios Tzantilas
Erschienen bei Artipia Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 100 Minuten
Boardgamegeek-Link







sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek.com bzw. vom jeweiligen Verlag (hier Artipia Games)