Keiner mag das Finanzamt. So war dann doch
irgendwie die übereinstimmende Meinung der Mitspieler nach einer Runde Archon:
Glory & Machination. Vielleicht war das aber auch dem Fakt geschuldet,
dass hier die Steuereintreiber auch immer zum Erfolg kommen. Kein (fast kein)
Weg geht an ihnen vorbei und wo sie stehen, da wird auch schön brav das
Goldstück an den Finanzbeamten abgeführt. Blöd nur wenn Geld, wie auch alle
anderen Rohstoffe, rar ist und die Arbeitereinsetzpositionen bei Vollbesetzung
ohnehin der klassischen Mangelverwaltung bei modernen Spielen zum Opfer fällt.
Aber ganz von vorne. In Archon: Glory &
Machination übernehmen wir die Rollen von mächtigen Persönlichkeiten einer
zahnradbetriebenen Stadt. Wir sitzen in unseren Zahnrad-Palästen und
geben unseren zahnradbetriebenen Angestellten Aufgaben, welche wir in unserem
zahnradbetriebenen Kopf zur Zahnrad...ähm Siegpunktgenerierung für nötig
erachten.
Während wir Handel mit den Provinzen treiben, auf
dem lokalen Markt Rohstoffe kaufen und verkaufen, dem König einen Gefallen
und andere Dinge tun, die man eben so in Zahnradland tut, greifen unsere
Zahnradstadtmauern alle drei Jahre fremde Mächte an und versuchen Sand ins
Getriebe zu bringen. Gut nur, dass diese Invasoren so berechenbar sind und
pünktlich alle drei Jahre vor unseren Mauern stehen.
Klingt zunächst noch nach einem 0815-Arbeitereinsetzspiel
mit einem Zahnradfetisch wäre da nicht der besondere Clou der
Arbeiterspezialisierung, welche u.a. auch im Manhattan Project verwendet wurde.
Gestartet wird mit fast ausschließlich Standard-Zahnrad-Arbeitern. An dieser
Stelle wird es wichtig einzusehen, dass ein einzelnes Zahnrad nutzlos ist.
Sinnvoll ist es dann die Gilden mit Rohstoffen zu beeinflussen. Je nach
Vorliebe gesellen sich somit Priester, Händler, Schreiber und die bereits oben
erwähnten Steuerbeamten der eigenen Haus- und Hoftruppe hinzu und verstärken
den eigenen Aktionsrahmen mit ihren Sonderfähigkeiten. So wird Stück für Stück das Starterdeck an Arbeitern immer wertvoller.
Während sich der Priester beispielsweise durch
pure Glaubenskraft auf eine bereits besetzte Arbeitereinsetzposition mogelt
oder der Schreiber situativ starke Doppelzüge ermöglicht, so sorgt der
Steuereintreiber nicht nur für volle Kassen in der eigenen Zahnradschatzkammer,
sondern sorgt in erster Linie für viel Ärger bei den Mitspielern.
Vorweg: Ich bin bei Leibe kein Experte was
Archon: Glory & Machination angeht. Vielmehr ist das ein persönlicher
erster Eindruck, der jedoch das Spielgefühl hoffentlich etwas widerspiegelt.
Archon: Glory & Machination macht nicht
viel anders, als so manches andere Arbeitereinsetzspiel, setzt aber gezielt
Schwerpunkte, überzeugt dadurch und verdient sich meiner Meinung nach zu Recht
einen Platz in jeder Spielesammlung eines Spielers, der diese Art von Spiel
gerne mag.
Das Spielbrett selbst erinnert zwar zuerst
vielmehr an ein "Wimmelbild" als an ein übersichtlich strukturiertes
Spielbrett, aber ich kann versichern, dass selbst nach minutenlanger Suche
Klaus bisher nicht entdeckt wurde. Ich bin aber weiterhin dran. Versprochen! Wiederspielreiz groß.
Die Übersichtlichkeit leidet jedoch nur bedingt
am fast schon kunstvoll gestalteten Untergrund. Durch geschickte Platzierung
der Ressourcen-Reserven auf dem Spielplan selbst, fällt schnell das Augenmerk
auf die, von der Anzahl dann doch übersichtlichen, Orte, zu denen man seine
Arbeiter schicken kann.
Das Spielgefühl selbst kommt wohl bei Archon:
Glory & Machination am besten bei voller Besetzung zum Tragen. Es lebt
in gewisser Weise dann doch von der Ressourcenknappheit und dem stetigen Mangel
an Arbeitereinsetzpositionen. Die Zugreihenfolge wird somit schnell zum
wichtigen Faktor und geschicktes Ausspielen der richtigen Arbeiter zum
richtigen Zeitpunkt unerlässlich, wenn die eigene Siegpunkt-Zahnradmaschine
reibungslos weiterlaufen soll.
In erster Linie ist es jedoch schön den
derzeitigen Trend (?) der Arbeitereinsetzspiele fortgesetzt zu sehen. Lords of
Waterdeep ist da sicherlich das Paradebeispiel. Hin zu sauberen Regeln mit
klaren strukturierten Entscheidungen ohne aufgeblähte Sonderregeln und
Sonderfähigkeiten. Wenn bei solchen Spielen das Setzen eines einfachen
Arbeiters manchmal mehrere Minuten bei diversen Spielertypen erforderte, so
verläuft die Entscheidungsfindung bei Archon: Glory & Machination
deutlich flüssiger ohne dabei die nötige Tiefe vermissen zu lassen.
Erschienen bei Artipia Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 100 Minuten
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