Bereits in diesem Artikel konnte ich Mafia City von Stragoo Games kurz vorstellen. Nach ein paar Testspielen will ich Euch ein Review jedoch nicht vorenthalten.
Mafia City erschien auf der Spiel 2012 in Essen und ist bisher nur dort oder direkt beim tschechischen Hersteller erhältlich. Der Bezug beim Hersteller stellt sich aber insofern als leicht hinderlich dar, als dass kein PayPal akzeptiert wird, sondern das Geld entweder per internationaler Überweisung auf das Konto des Designers überwiesen oder das Geld in bar (kein Witz) per Briefumschlag an die Firma geschickt werden soll. Wem beide Alternativen nicht gefallen, der muss wohl noch etwas auf dieses Spiel warten. Auf jeden Fall ist die letzte Alternative sehr thematisch gewählt.[...]
Spielverlauf und Spielziel
In Mafia City versuchen 3-5 Spieler in ca. 90-120 Minuten als erster eine vorher festgelegte Anzahl an Siegpunkten zu erreichen. Wem dies gelingt, der darf sich der neue Pate der Stadt nennen. Um dieses Spielziel zu erreichen, werden die Spieler reihum versuchen ihre Handlanger in Form von Pokerchips in die 7 Gebiete der Stadt zu senden um dort die Mehrheit zu erlangen. Als Alternative zum Setzen der eigenen Mafiosi steht den Spielern die Möglichkeit zur Verfügung Handkarten zu spielen. Diese Handkarten sind zum großen Teil mit negativen Konsequenzen für die Mitspieler verbunden. So kann man mit ihnen beispielsweise gegnerische Mafiosi in das Gefängnis stecken, damit diese für die Mehrheitswertung in dieser Runde nicht mehr zur Verfügung stehen, oder sogar gegnerische Mafiosi per Auftragskiller komplett eliminieren lassen. Dieser Ablauf geschieht so lange bis alle Spieler nicht mehr setzen/spielen können oder nicht mehr setzen/spielen wollen.
Im Anschluss an diese sogenannte Handlungsphase folgt die Wertungsphase. In dieser werden die einzelnen 7 Ortschaften nacheinander gewertet. Hierbei wird zunächst geprüft, welcher Spieler die Mehrheit an diesem Ort hat. Stellen mehrere Spieler gleich viele Mafiosi, gewinnt in der Regel der Spieler dessen Mafiosi zuerst vor Ort war. Der Spieler mit der Mehrheit erhält einen Siegpunkt.
Im Anschluss daran wird die Spezialfähigkeit des Ortes durch den Spieler mit der Mehrheit ausgelöst. Diese Spezialfähigkeiten sind völlig unterschiedlich. Der Besitzer des Hafens kann beispielsweise den Auftragskiller bewegen und im Anschluss bei Ausspielen der richtigen Karte einen gegnerischen Mafiosi mit Betonschuhen im Hafenbecken versenken, der Besitzer des Gentlemenclubs kann durch Ausspielen der richtigen Karte einen zusätzlichen Siegpunkt ergattern oder der Chef der Polizei kann ab sofort den Polizisten an sich nehmen und jederzeit nach Belieben die Handkarten der Mitspieler studieren. Und so weiter.
Interessant ist die Rolle des Bürgermeisters. Kontrolliert ein Spieler das Rathaus, so nimmt er ab sofort die Rolle des Bürgermeisters wahr. Er kann ab sofort entscheiden in welcher Reihenfolge die Orte ausgewertet werden. Dies hat insofern enorme taktische Vorteile, da er beispielsweise, wenn er das Gefängnis in einer Folgerunde besitzt, zuerst dieses werten kann, durch die Spezialaktion einen Mafiosi in den Knast schicken kann um damit die Mehrheitsverhältnisse einer anderen Location zu seinen Gunsten zu verändern um dort erneut zu punkten.
In der nächsten Phase, der Neuordnungsphase werden die Orte nacheinander erneut geprüft. Auch hier gilt, dass der Bürgermeister die Reihenfolge vorgibt. Nacheinander werden die einzelnen Spieler nun gefragt, wie viele ihrer Mafiosi sie von den jeweiligen Orten zurück auf ihre Hand nehmen wollen und wie viele sie für die nächste Runde dort verweilen lassen wollen. Dies ist insofern von enormer taktischer Bedeutung als dass die Spieler einen sehr begrenzten Pool an Mafiosi haben. Dieser richtet sich nach der Spieleranzahl und kann nur durch verschiedene Spezialaktionen (wie z.B. die Kontrolle des Fightclubs) durch Mafiosi aus der Reserve erhöht werden. Haben alle Spieler eine Entscheidung zu ihren Mafiosi getroffen, geht das Spiel in die letzte Phase - die Endphase.
Hier hat Mafia City einen angenehmen Catch-Up Mechanismus, der es Spielern ermöglicht zu anderen führenden Spielern erneut aufzuschließen. So richtet sich nämlich die Anzahl der Handkarten, welche man nachziehen darf, an einfachen und leicht verständlichen Regeln. Hat ein Spieler die wenigsten Siegpunkte und Handkarten zur selben Zeit, zieht er eine Karte. Im Anschluss daran zieht der Spieler eine Karte, wenn er als einziger die wenigsten Siegpunkte hat. Im Anschluss daran ziehen alle Spieler eine Karte. So ist es beispielsweise möglich bis zu drei Handkarten zu ziehen, welche in Mafia City eine sehr wichtige Rolle einnehmen.
Im Anschluss hieran startet das Spiel wieder bei der Handlungsphase.
Resume
Mafia City besticht durch hervorragende thematische Komponenten und einfaches und höchst interaktives Gameplay. So hat der Hersteller keine Kosten gescheut und die Mafiosi als Pokerchips mitgeliefert. Diese sind nicht nur deutlich stabiler als etwaige Pappcounter, sondern verdeutlichen nochmals den Bidding-Charakter des Spiels.
Das Spiel kommt zudem mit drei großen vorbemalten Miniaturen. Hierbei hat lediglich der Auftragskiller eine Funktion als Miniatur, da er sich auf dem Spielbrett fortbewegt. Die anderen zwei Miniaturen stehen lediglich vor dem Spieler, der sie derzeit kontrolliert. Sie wirken jedoch keinesfalls überflüssig (auch wenn sie dies strenggenommen spieltechnisch sind), denn sie sind ein weiteres kleines Detail, welches die Thematik des Spiels so enorm nah auf den Tisch bringt. Die Hexfelder der Stadt sind variabel zusammenstellbar und ebenfalls aus guter Qualität. Die Siegpunktpappcounter sind doppelseitig bedruckt und stabil.
Einziger Wehrmutstropfen ist die Qualität der Karten. Diese sind zwar schön bemalt und zweisprachig (englisch und deutsch), aber sind kaum dicker als ein DIN A4 Papierblatt. Hier ist es schon schade, dass der Verlag bei so tollen qualitativ hochwertigen Komponenten nicht auch die Karten höherwertig produziert hat. Ein Sleeven ist hier leider ein Muss.
Spieltechnisch zeichnet sich Mafia City als ein sehr interaktives Spiels aus. Für Spieler, die leicht beleidigt werden, wenn man eine Aktion gegen sie spielt, ist Mafia City demnach kein Spiel. Permanent werden Karten gegeneinander gespielt und ständig gegenseitig Pläne durchkreuzt. Lose Versprechen und leicht brechbare Allianzen sind bei Mafia City an der Tagesordnung. Erneut ein Pluspunkt in Sachen Thematik.
Das Spiel wirkt bewundernswert erfrischend und ausgereift für einen so kleinen unbekannten Spielehersteller. Die Regeln sind einfach zu erlernen, aber die taktischen Möglichkeiten vielfältig und ansprechend. So steht der Spieler beispielsweise jede Runde vor einer völlig neuen Situation, sodass ehemals dominierte Orte in der neuen Runde völlig uninteressant für ihn sein könnten.